Eigentlich hätte die Veranstaltung
auf dem Marktplatz sein sollen, aber wegen der Witterung
hatten sich die Teilnehmer - Veranstalter war offiziell
übrigens niemand - entschieden, die ganze Sache
kurzfristig in die Stadthalle zu verlegen. Es war der
berühmte Griff ins K..., denn die Besucher mieden die
Halle wie Jazzer die Guggenmusik. Gerade mal 50 kamen
zum morgendlichen Gottesdienst, nur rund doppelt so
viele waren es nachmittags. Zieht man die Musiker und
ihre Begleiter ab, bleiben fast nur noch ein paar
Handvoll Interessierter. Das Ambiente war aber auch
alles andere als geeignet, in musikalischen und
kulinarischen Genüssen zu schwelgen. Tristesse pur
machte sich breit.
Und das hat eine fast folgerichtige
Konsequenz. Die Musiker, allen voran die Primetime
Bigband, war eh nie glücklich mit dem Umzug auf den
Marktplatz (wie 2006 und 2007) oder, wie heute, in die
Stadthalle. Also geht die ganze Veranstaltung im
nächsten Jahr an ihren Ursprung zurück, in den
Stadtgarten. Und dann wird es wohl auch einen
offiziellen Veranstalter geben: den Kulturarbeitskreis.
Museumsleiterin Angelika Feldes hat den Anton Uhl &
Co. diese Offerte gemacht. Die Atmosphäre rund ums
Museum ist ja auch deutlich angenehmer als auf der
l(i)eblosen Betonwüste mitten in der Stadt. Und wenn’s
Wetter dann nicht mitspielen sollte, kann man immer noch
nach vis-à-vis wechseln, aufs Gelände der
Realschule.
Sehr angenehm: die Bigband des Gymnasiums.
Die eigentlichen Gebäudebewohner,
Schüler und Lehrer der Realschule, dürften nichts
einzuwenden haben. Sie sind ja mit ihrem Chor Mixed
Voices, zu dem auch einige Eltern gehören, Stammgäste
bei "Musicmix und Gaumenkicks". Auch heute wieder
umrahmten sie musikalisch den Gottesdienst, den Diakon
Dr. Engelbert Paulus und seine Assistentin Rotraud
Birnbreier in schönster Ökumene gestalteten. In
Anbetracht dessen, was er im Laufe des Tages erwartete,
hatte Paulus zuvor gedichtet: "Ein Maß Bier am Morgen
bringt Kummer und Sorgen" und gleichzeitig eine Lanze
für den Rebensaft geschlagen, dem "Ausdruck von
Lebensqualität", dem sich ja auch die katholische Kirche
in ihren Gottesdiensten nicht entziehen
mag.
Es wurde eine Veranstaltung, bei der
die Gehörgänge fast pausenlos berieselt wurden. Die
Mixed Voices sowie, als Intermezzo, Michael Tschirwitz
und Erika Blum waren die Appetitanreger. Die beiden
Bands lieferten das Hauptmenü. Zum vierten Mal mit von
der Partie war die Bigband des Spaichinger Gymnasiums.
Deren Leiterin, Ute Aippersbach, hat eine Truppe
zusammen, die ungemein stilsicher und mit großer
Musikalität agiert, die ein sehr gut aufeinander
abgestimmtes Ensemble bildet.
Der Chor Mixed Voices.
Das gilt natürlich erst recht für
die Primetime Bigband, einer Ansammlung charismatischer
Musiker/innen, die ihr Können ganz in den Dienst der
Mannschaft stellen. Es groovte stundenlang fast
ununterbrochen. Und so ganz nebenbei entpuppte sich die
Bigband, die von Bernhard Sanders locker-konzentriert
geführt wird, auch noch lebendes und vielköpfiges
Werbeplakat für Urlaub an der Ostsee. Just dorthin hatte
es die Band vor einigen Wochen zu einer Minitournee
gespült. Die Band hat offensichtlich nur angenehme
Erinnerungen an die Konzerte im hohen Norden, denn der
gewohnt launige Moderator Peter Hug wurde nicht müde,
die Vorzüge das Ostsee-Dasein in den schillerndsten
Farben zu schildern. Vielleicht baut man ihm und seinen
Kollegen 2009 ja einen kleinen Strand in den
Stadtgarten...
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